Korallen kommen in allen warmen und kalten Meeren vor. Sie werden von Polypen aufgebaut, im Wasser lebenden Weichtieren, die Kolonien bilden und strauch- oder baumartig verzweigte Korallenstöcke aufbauen. Sie bilden das Stützskelett und bestehen aus Calciumkarbonat (Calcit). Die auf ihnen in Vertiefungen lebenden Polypen sind millimetergroß und fächeln mit ihren Tentakeln Nährstoffe, meist Plankton, aus dem Wasser heraus. Sie entstehen durch ungeschlechtliche Vermehrung (Knospung) und bleiben durch ein System von Ernährungskanälen in lebender Verbindung. Der Name „corralion“ stammt von dem griechischen Naturwissenschaftler Theophrast, einem Schüler Aristoteles, aus seiner berühmten Schrift „Über Steine“.

Die Edelkoralle, am häufigsten ist die corralium rubrum, ist schon seit Jahrtausenden bekannt und beliebt. Bis heute ist das klassische Fundgebiet das Mittelmeer, vor allem rund um die Inseln Korsika und Sardinien. Und bis heute kommen die schönsten Korallen für Schmuckzwecke immer noch aus dem Mittelmeer. Die Korallen wachsen dort in 30 bis 300m, meist in 50 bis 150m Tiefe. Obwohl viele tausend Korallenarten bekannt sind, sind die Vorkommen an Edelkoralle in den Weltmeeren sehr beschränkt, neben dem Mittelmeer sind es noch in Fernost die südjapanischen Inseln, Taiwan und die Hawaii-Inseln, allerdings lange nicht in der Qualität der Mittelmeer-Koralle. Hier ist es aber nicht die Rubrum-Edelkoralle, sondern die Arten japonicum, secundum und elathis. Das Weltzentrum für den Handel und die Verarbeitung der Koralle ist immer noch die Stadt Torre del Greco (Griechisches Tor) am Fuße des Vesuvs bei Neapel.

Ein Korallenstock, der mit seinem Fuß am felsigen Untergrund festgewachsen ist, braucht über hundert Jahre für sein Wachstum und kann maximal etwa 40cm hoch werden. Leider wurde in der Vergangenheit ein großer Raubbau betrieben, vor allem in der 2. Hälfte des 19. Jhdts., in der Koralle sehr beliebt war. Als Beispiel sind die Jahre 1879 – 1884 zu nennen, in denen 11 Millionen kg (!) Koralle auf den Markt gebracht wurden. Bis heute hat sich der Bestand davon nicht erholt.

Wie der latein. Artenname für die Edelkoralle, rubrum = rot, schon andeutet, handelt es sich um rote Koralle, allerdings in verschiedenen Farbtönen von hell- bis dunkel-rot, bzw. noch heller von rosa bis weiß. Man unterscheidet dabei, so ähnlich wie bei der Gelbreihe beim Diamant, eine Rotreihe für die Edelkoralle:

  • Weiß: oft mit leichten rosa Flecken
  • Semi Angelskin (Halb-Engelshaut): rosa mit weißen Flecken
  • Angelskin (Engelshaut, franz. peau d’ange, ital. pelle d’angelo): ein helles, ziemlich blasses Rosa
  • Lachs (Salmon): kräftigeres, dunkleres Rosa bis Orange
  • Momo: helleres Rot
  • Sardegna (sardinisch): kräftiges, mittleres Rot
  • Moro (Ochsenblutfarbe, engl. ox blood colour): dunkles, schweres Rot

Weiß wird am meisten gefunden und ist die billigste, da am wenigsten begehrte Farbe, am teuersten sind ein gleichmäßiges Engelshaut ohne Farbflecken sowie die kräftigen Rotfarben Sardegna und Moro, das berühmte Ochsenblut. Durch die gegenwärtig große Beliebtheit der Koralle, aber auch durch den schon erwähnten Raubbau, durch die Meeresverschmutzung und die zunehmende Erwärmung der Weltmeere, wird immer weniger Edelkoralle gefunden; auch die Größe und Dicke der Korallenstöcke und –äste nimmt immer mehr ab. Kugeln von über 15mm zu schleifen, wie das in früheren Jahrzehnten möglich war, dazu noch in eingängiger Farbe und ohne Poren, Löcher oder Risse, diese Zeiten sind ein für allemal vorbei. Schon bei Durchmessern über 8mm geht deshalb der Preis für eine schöne Korallkette steil nach oben.

  • Chemische Zusammensetzung: CaCO3 Calciumkarbonat plus etwas Magnesiumkarbonat (bis 3 %), organische Substanz (bis 4 %) und Eisenoxid (0,5 – 4 %) für die rote Farbe Kristallsystem: trimetrisch (trigonal)
  • Härte: 3,5 – 4
  • Spezif. Gewicht: 2,6 – 2,7
  • Lichtbrechung: 1,49 – 1,65, wie Kalkspat, allerdings schwierig zu messen, da opak
  • Farbe: weiß, weiß mit rosa Flecken, hell- bis dunkelrosa bis orange, hell- bis dunkelrot
  • Fundort: Mittelmeer, Bereich der südjapanischen Inseln und Taiwan, Hawaii-Inselarchipel sowie Midway- Inseln westlich von Hawaii.

Seit Anfang des neuen Jahrtausends erlebt die Koralle, was ihre Beliebtheit betrifft, eine Renaissance. Da gute Koralle immer weniger angeboten wird und auf den Markt kommt, sind die Preise sehr stabil. Die Fa. Ruppenthal bietet Koralle als Cabochons in vielen verschiedenen Formen, Farben und Größen an, graviert zu Blüten und natürlich als Ketten von 3mm bis über 11mm. Sehr dekorativ und geschätzt sind auch Colliers aus kürzeren bis längeren unregelmäßig gebogenen oder verzweigten Korallästen. Durch die geringe Härte von maximal 4 wird Koralle bei häufigerem Tragen verhältnismäßig schnell matt. Im Gegensatz zu Zuchtperlen mit vergleichbarer Härte kann man Korallen jedoch ohne weiteres nach- bzw. aufpolieren; ein Service, den die Fa. Ruppenthal selbstverständlich ebenfalls anbietet.

Momentan sehr beliebt ist die sogenannte Schaumkoralle (Melithaea ocracea), die eigentlich eine Schwammkoralle ist. Sie besteht aus sehr gleichmäßig feinen Poren oder Löchern, wird im Pazifik gefischt und gelangt in großen Mengen auf den Markt. Die Preise sind sehr niedrig und mit denen der Edelkoralle nicht zu vergleichen; zum Teil werden sie rot eingefärbt und zur Stabilisierung zusätzlich mit Kunstharz imprägniert. Diese Korallen müssen natürlich als „behandelt“ gekennzeichnet werden. Eine weitere Koralle, die, wenn auch weniger häufig als die soeben genannte, auf dem Markt ist, ist die Bambuskoralle (Lepidisis olapa). Sie wurde 1978 erstmals beschrieben und bei den Hawaii-Inseln in 350 bis 400m Tiefe entdeckt; weitere Vorkommen befinden sich im Westpazifik. Da sie, bedingt durch die weiße bis creme Farbe, nur schwer verkäuflich wäre, wird sie oberflächlich rot eingefärbt. Dieses Rot ist allerdings sehr kräftig und wirkt unnatürlich. Verschliffen wird diese Koralle in verschiedenen, meist länglichen Formen, zu Ketten; die Preise dafür sind ebenfalls sehr niedrig. Auch hier muss selbstverständlich die künstliche Färbung als „gefärbt“ oder „behandelt“ angegeben werden. Die früher als Schmuckkoralle verwendeten blauen und schwarzen Korallen sind heute streng geschützt und fallen unter das Artenschutzgesetz. Der Handel damit ist verboten.

Empfindlichkeit und Verarbeitung: Wie alle kohlensäurehaltigen Edelsteine (zum Beispiel Perlen, Malachit, Rhodochrosit) sind auch Korallen äußerst empfindlich gegen Säuren, da sie sich unter Aufschäumen recht schnell auflösen. Andererseits: Betupft man Koralle mit einem Tröpfchen verdünnter Salzsäure und sie schäumt nicht, dann kann es keine Koralle sein, sondern es handelt sich um eine Imitation. Durch die geringe Härte von 3,5 – 4 sollte man Korallen vor Stoß und Druck, aber auch vor Hitze unbedingt schützen. Stücke mit Rissen oder Sprüngen kann man an den schadhaften Stellen mit heißem, reinem Öl bestreichen. Gesprungene Teile klebt man am besten mit Uhu zusammen.

Keine andere Farbe wird so stark gefühlt wie Rot. Es ist die Farbe von Feuer und Blut und ob es Liebe, Vergnügen, Hass oder Lust ist, sie alle werden mit Rot assoziiert, der Farbe der Kraft. Rot ist verbunden mit Energie, Aktivität und Attraktivität und ganz stark mit Erotik, Leidenschaft und Verführung. Das viel besungene Rot der Rose oder die roten Lippen sind immer noch ein klassisches Symbol der Liebe. Rot ist gleichermaßen beliebt bei Frauen und Männern, für jeweils 20 % ist es die Lieblingsfarbe, denn Rot ist die dominante Farbe in allen Lebenslagen.

In früheren Jahrhunderten, vor allem in Italien, schmückte man Kinder mit Anhängern oder Ketten aus roter Koralle, da sie als Amulett den bösen Blick abwehren, aber auch vor dem Blutsturz schützen sollten. Im alten Ägypten gab man den Toten meist Koralle als Schutz mit. In der Renaissance-Zeit und danach wurde die Edelkoralle gerne zu Rosenkränzen und als kleine Heiligenfiguren verschliffen.

Im Volksglauben hatte die Koralle schon immer eine besondere Stellung.